Das Geheimnis der Erstellung von Beschneidungspfaden in InDesign zur fortgeschrittenen Montage von Photoshop-Grafiken in Satzdateien steht und fällt mit der makellosen Freistellung von Bildmotiven in Photoshop. Ob Sie Produktabbildungen, Portraits oder andere Bildmotive freistellen, die Techniken sind immer dieselben und richten sich nach den Eigenschaften des Motivs.
Für ein glaubwürdiges Ergebnis sollte die Freistellungskante möglichst unauffällig verlaufen, doch bei vielen Motiven wie Fell, Haare oder transparente Objekte mit gespiegelten Randbereichen muss man oft tiefer in die Trickkiste greifen. Zum Glück kann Photoshop mit intelligenten Freistellungsfunktionen stark punkten.
Freistellen von Bildmotiven unter Verwendung der Auswahlwerkzeuge
Klassische Freistellungswerkzeuge von Photoshop erlauben das Anwählen von Bildbereichen entlang einer geometrischen Form mit dem Auswahlrechteck-Werkzeug oder dem Auswahlellipse-Werkzeug. Hält man die Umschalttaste gedrückt, erzwingt man das Entstehen einer quadratischen oder einer kreisrunden Form.
Mit dem Auswahlwerkzeug: Einzelne Zeile/Einzelne Spalte entsteht beim Mausklick auf das Bild horizontal oder vertikal eine ein Pixel breite Auswahl durch das ganze Bild.
Weitere Einstellungen in Bezug auf die Eigenschaften der Werkzeuge – beispielsweise die Verwendung einer weichen Kante – lassen sich in der Optionen-Leiste (Menü „Fenster > Optionen“) konfigurieren. Eine weiche Kante von einigen Pixeln wird verwendet, um eine natürlich wirkende Freistellungskante zu erzielen. Dadurch, dass Randpixel Transparenz beinhalten, lässt sich ein so freigestelltes Objekt viel einfacher mit anderen komponieren.
Unter Verwendung der Lasso-Werkzeuge von Photoshop gelingt das Zeichnen beliebiger geometrischer Formen einer Auswahl.
Bei Motiven mit stark ausgeprägten Konturen macht das Werkzeug Magnetisches Lasso eine gute Figur. Dank der automatischen Erkennung von Kantenkontrasten kann man damit eine Auswahl treffen, indem man das Werkzeug entlang einer Kontrastschwelle bewegt, so dass die Auswahl entlang der Objektkante haften bleibt.
Mit dem Zauberstab-Werkzeug (W) kann man Pixel mit einer bestimmten Toleranz anhand derer Farbeigenschaften im Vergleich zu dem gepickten Pixel anwählen. So kann man zum Beispiel eine Grafik von ihrem einfarbigen Hintergrund lösen. Die Option Benachbart sorgt dafür, dass nur diejenigen Pixel berücksichtigt werden, die direkt an den erfassten Referenzpixel angrenzen.
Um zu einer bestehenden Auswahl einen zusätzlichen Bereich hinzuzufügen, genügt es, die Shift- (unter Windows) bzw. die Umschalttaste (unter OS X) gedrückt zu halten. Um einen Bereich von der bestehenden Auswahl abzuziehen, hält man die Alt- bzw. die Wahltaste gedrückt.
Freistellen von Bildern anhand der Farbeigenschaften: Farbbereich auswählen
Ein ähnliches Grundkonzept wie dem Zauberstab liegt der Funktion Farbbereich auswählen… aus dem Pulldown-Menü Auswahl zugrunde.
Im Popup-Menü Auswahl des Dialogfensters Farbbereich auswählen… definiert man den aufzunehmenden Farbbereich; mit dem Toleranz-Regler kann man seinen Umfang erweitern oder reduzieren. Der Eintrag Aufgenommene Farben im Popup-Menü Auswahl erlaubt die Verwendung einer Pipette (links), einer Pipette zum Hinzufügen (Mitte) und einer zum Abziehen weiterer Farbwerte (rechts).
Im Popup-Menü Auswahlvorschau bestimmt man, welcher Typ der Voransicht errechnet wird. Einstellungen in diesem Dialogfenster können in eine externe Datei exportiert werden, die sich für die Weiterverwendung in Photoshop eignet.
Die Verwendung der Funktion resultiert in einer Auswahl, die man wie gewohnt bei Bedarf umkehren, abspeichern und nachbearbeiten kann, bevor man das Motiv anschließend freistellt.
Auswahl sichern und wiederherstellen
Der Befehl Auswahl > Auswahl speichern… in Adobe Photoshop erlaubt es, die aktuelle Auswahl in einem Alpha-Kanal zu sichern, indem man einen bestehenden Kanal ersetzt, eine bestehende Auswahl erweitert oder verkleinert.
Ein neuer Alpha-Kanal kann entweder in der aktuellen oder in einer externen Datei aufbewahrt werden; so kann man die aktuelle Auswahl in ein anderes Bild übertragen.
Um eine zuvor gespeicherte Auswahl wiederherzustellen, verwendet man den Befehl Auswahl > Auswahl laden…, wählt die gewünschte Datei aus einem Popup-Menü des Dialogfensters aus, wählt ein Kanal aus und bestätigt den gewünschten Vorgang (Neue Auswahl, Der Auswahl hinzufügen, Von Auswahl subtrahieren oder Auswahlschnittmenge bilden).
Die aktive Auswahl aufheben
Zum Aufheben der gerade aktiven Auswahl verwendet man die Tastenkombination Strg-D unter Windows bzw. Befehlstaste-D unter Mac OS X. Um die Auswahl zu invertieren, verwendet man die Tastenkombination Shift-Strg-I bzw. Shift-Befehlstaste-I.
Auswahl nachbearbeiten
Nicht jeder Photoshop-Anwender kann sich mit der Funktion Kante verbessern… anfreunden. Es gibt zwei Möglichkeiten, um das zu umgehen:
- das Konvertieren einer Auswahl in einen Arbeitspfad und
- das Malen im Maskierungsmodus von Photoshop.
Erstere dieser Methoden eignet sich besonders zum Freistellen geometrischer Formen, z.B. in Fotoaufnahmen technischer Geräte, letztere zur unscharfen Freistellung von Kunst- und Naturmotiven.
Durch das Konvertieren einer Auswahl in einen Arbeitspfad erhält man die Möglichkeit, an der Kontur mit Hilfe von Bézier-Werkzeugen zu feilen. Nach Abschluss der Optimierung gilt es, den Pfad wieder in eine Auswahl zu konvertieren. Funktionen zum Bearbeiten von Arbeitspfaden findet man unter anderem im Optionen-Menü der Palette „Pfade“.
Malen im Maskierungsmodus
Eine wirksame Methode zum Freistellen von Objekten, die insbesondere Besitzern von Grafiktabletts einen willkommenen Zeitvorsprung verschaffen kann, ist das Malen im Maskierungsmodus.
Im Maskierungsmodus kann die aktive Auswahl editiert werden, indem man mit einem beliebigen der unterstützten Werkzeuge (u.a. Pinsel-, Buntstift-, Füll- und Verlaufswerkzeug, Radiergummi-Werkzeug und Wischfinger) mit Schwarz oder Weiß zeichnet.
Schwarz wird in der Farbe der Maske angezeigt (standardmäßig die rosarote Überblendung der Bildbereiche, die im Bild nicht angewählt sind).
Das Malen mit Schwarz im Maskierungsmodus vergrößert die Maske (also verkleinert die Auswahl), während das Malen mit Weiß die entstehende Auswahl erweitert (und verkleinert somit die Maske). Diese Methode erlaubt das Gestalten beliebiger Kanten der Maske mit scharfen Kanten oder sanften Übergängen und beliebig vielen Undo-Schritten. Allerdings ist diese Arbeitstechnik mit der Maus zugegebenermaßen kaum sinnvoll zu bewerkstelligen und auch niemandem zu empfehlen. Besitzer eines professionellen Grafiktabletts können jedoch ausgesprochen schnell das Feintuning einer Freistellung mit einem Pinsel im Maskierungsmodus vornehmen und umso interessantere Effekte erzielen, da Photoshop u.a. auch den Stiftdruck berücksichtigt.
Im Maskierungsmodus von Photoshop kann man besonders gut den Verlauf weicher Kanten erkennen; die aktive Auswahl wird hervorgehoben, indem der nicht angewählte Bereich farbig überblendet wird; weiche Kanten der Auswahl erkennt man an der weniger ausgeprägten Intensität dieser Überblendung. Das Wechseln in den Maskierungsmodus und das Verlassen dessen gelingt mit der Q-Taste.