In der neuesten Screenguide 29/2015 (jetzt Testapp herunterladen) schreiben Filipe Martins und Anna Kobylinska über Material Design, Googles neues Design-Paradigma für Android-Geräte, und Polymer, ein neuartiges UI-Framework für Googles Wunschweb der Zukunft.
„Das Flat Design hat seine Ursprünge in der Schweizer Typografie, im Modernismus und im Bauhaus-Stil [goo.gl/2IxfTD]. (…) als Inspirationsquelle [nutzte Google] ganz konventionelles Papier und althergebrachte Tinte.“
Doch damit nicht genug. Anders als bei Apples iOS und Microsoft One Windows geht es beim Material Design nicht „nur“ um die Ästhetik.
„Im Zentrum der Interaktionsgestaltung stehen beim Material Design die taktilen Wechselwirkungen zwischen dem Benutzer, seinem Gerät und den darin befindlichen virtuellen Objekten im 3D-Raum. Objekte im 3D-Raum der Material-Design-Umgebung weisen immer genormte und damit vorhersehbare Eigenschaften auf.“
Google dürfte es geschafft haben, in seinen Material-Design das Adjektiv „strikt“ neu zu definieren. Wo bleibt da noch die Freiheit der kreativen Gestaltung? Zum Teil auf der Strecke.
„Objekte unterschiedlicher Höhe stellen einen klaren Verstoß gegen Googles Richtlinien dar. Nichtsdestotrotz dürfen Sie einzelne Objekte relativ zueinander auf verschiedener Höhe in der Z-Achse positionieren, was sich natürlich in den Eigenschaften der zugehörigen Schatten reflektieren muss. Eine einzelne dominierende Lichtquelle erzeugt unidirektionale Schlagschatten, während ein nicht näher definiertes Umgebungslicht die Tiefe der einzelnen Elemente durch omnidirektionale Schattenzeichnung dezent verstärkt. Diese Lichteffekte können Benutzerinteraktionen mit der App wiederspiegeln.“
Googles strikte Richtnilien sollen den Entwicklern und UI-Designern den letzten Nerv rauben, indem sie das MVC-Paradigma abschaffen dürften App- und Web-UIs auf verschiedenen Geräteklassen bis ins geringste Detail vereinheitlichen.
Falls Sie Googles Material Design auf die Probefahrt nehmen möchten, können Sie die Polymer-Bibliothek von GitHub beziehen.
Polymer-Core-Elemente und Paper-Elemente lassen sich derzeit unter Verwendung von Bower (nicht eines Git-Clients!) herunterladen und in einem App-Projekt einrichten. (Die Projektseite von Polymer befindet sich unter polymer-project.org und Bower unter bower.io).
Nützliche Tools und Ressources:
Ele, ein Online-Editor für Polymer-Komponenten
Googles Polymer Starter Kit
Googles offizieller Katalog von wiederverwendbaren Polymer-Elementen
Polymer Designer, eine App zum Gestalten Polymer-basierter UIs
Das Polymer Framework hört sich an wie Googles „privates HTML 5“ und das Ende von MVC (Model-View-Controller), dem Paradigma, welches nach einer Trennung der Seitenstruktur (HTML 5) von der visuellen Darstellung (CSS) und dem Interaktionsdesign (JavaScript) des heutigen Webs verlangt. Wenn es nach Google geht, sollen Polymer-Seitenbausteine all die benötigten Elemente in einem geschlossenen Container „verkapseln“. Lesen Sie mehr in SCREENGUIDE 29/2015.