Wer in Photoshop „eine gute Figur“ machen möchte, kann für das Programm jedes Quäntchen Leistung gut gebrauchen. Geschicktes Photoshop-Tuning lässt nebenbei nicht nur Sie bei der Arbeit sondern auch Ihre Bilderkunst besser aussehen. Wenn Sie die richtigen Einstellungen und Tricks kennen, können Sie Photoshop schneller starten und schneller arbeiten lassen, die Bedienung erleichtern und auch den Funktionsumfang erweitern, um Ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.
Als Photoshop-Benutzer haben Sie mehr Möglichkeiten, auf die Leistung des Programms Einfluss zu nehmen, als Sie vielleicht denken. Von geschickter Auslastung der Systemressourcen über Ihre eigenen Tastaturkürzel bis hin zu maßgeschneiderter Zusammenstellung der einzelnen Menüs und Bedienfelder ist alles drin.
Optimale Einstellungen für die beste Photoshop-Performance
Im Zentrum des Photoshop-Tunings stehen diese drei Hardwarekomponenten:
- der verfügbare Arbeitsspeicher (also RAM),
- die Leistung Ihrer Grafikkarte(n)
- die Schreib- und Lesegeschwindigkeit der Volumes (vorzugsweise SSDs, keine Festplatten!).
Photoshop CS4 läuft laut Hersteller schon bereits mit 512 MB RAM, aber diese Zahl dürfen Sie nicht wörtlich nehmen. Minimale Systemvoraussetzungen haben es eben an sich, dass sie Ihnen erlauben, die betreffende Software gerade einmal erfolgreich zu installieren aber nicht wirklich sinnvoll damit zu arbeiten. Für die Bildbearbeitung ohne zusätzliche Plug-Ins sollten Sie Photoshop mindestens 2 GByte RAM spendieren; richtig komfortabel geht die Arbeit erst mit 4 GByte RAM vonstatten.
Mehr Speicher für mehr Photoshop-Performance? Nicht zwangsweise
Doch bevor Sie losrennen und zusätzlichen RAM-Speicher bestellen sollten Sie wissen, dass mehr Arbeitsspeicher nicht immer zwangsweise die Performance von Photoshop verbessert. Wer seinen Arbeitsspeicher von 1GB auf 2 GB ausbaut, merkt natürlich sofort einen dramatischen Leistungssprung, aber auch ein Wechsel von 2 auf 4 GB zeigt immer noch eine merkliche Performancesteigerung bei großen Bildern. Doch jenseits von 4 GB können Sie zumindest eine 32-Bit-Version von Photoshop CS4 durch mehr Speicher nicht mehr beschleunigen. Das trifft auf alle 32-Bit-Versionen des Programms zu unabhängig davon ob Sie unter Windows oder unter Mac OS X arbeiten. Erst Photoshop in 64 Bit kann deutlich mehr Speicher verwenden.
Sie können im Übrigen leicht feststellen, ob Ihr System zusätzlichen Speicher benötigt. Befolgen Sie hierzu die Schritte aus dem Workshop „Effizienz ermitteln“.
Um Photoshop zu beschleunigen, können Sie dem Programm im Dialogfenster der Voreinstellungen im Abschnitt „Leistung…“ mehr reservierten Speicher zuteilen (lesen Sie dazu den Workshop „Speicherzuteilung optimieren“). Die Standardeinstellung ist so ausgelegt, dass sowohl das Betriebssystem als auch Photoshop CS4 selbst komfortabel funktionieren sollten. Wollen Sie parallel zu Photoshop aber weitere speicherhungrige Programme laufen lassen, gehen Sie hier bloß nicht an den Anschlag.
Wenn Sie Photoshop auf einem 32-Bit-System (ob Mac oder Windows) mit nur 2 GByte RAM den maximalen Wert an reserviertem Speicher (also 100%) zuweisen, wird das Programm nicht schneller sondern langsamer, da das Betriebssystem jetzt den viel langsameren Scratchdisk-Speicher nutzen muss.
Der „Turbo-Booster“: 64-Bit-Hardware
Falls Sie im auf dem PC im 32-Bit-Modus arbeiten, bereits 4 GB verbaut haben und immer noch keine optimalen Werte der Speichereffizienz für Ihre Bedürfnisse erzielen konnten, hilft Ihnen nur der Umstieg auf Windows 7 in der 64-Bit-Fassung, falls Sie die Systemvoraussetzungen erfüllen und Ihren RAM-Speicher gleichzeitig auf 6 oder 8 GByte (oder mehr) erweitern können. Eine 64-Bit-Version von Windows Vista erkennt (mit ganz wenigen Ausnahmen) nicht mehr als 4GB RAM. Wenn Sie Ihren Windows-PC für die Bildbearbeitung großer Photoshop-Dokumente nutzen wollen, sollten Sie Ihr Windows XP oder Windows Vista zugunsten von Windows 7 zur Seite legen.
Auf dem Mac ist Photoshop in der Version CS4 leider noch nicht 64-Bit-fähig. Ursprünglich sollte sowohl die Cocoa-Bibliothek als auch die Carbon-Umgebung, die Photoshop CS4 auf dem Mac nutzt, 64-Bit-fähig sein. Als dann Apple lediglich die Cocoa-Bibliothek 64-Bit-fähig machte und Carbon auf 32-Bit beschränkte, war es für eine Anpassung von Photoshop CS4 bereits zu spät. Es liegt natürlich nahe, dass sich dies in neueren Photoshop-Versionen ändern dürfte, aber für Photoshop CS4 ist eine solche grundlegende Änderung auszuschließen.
64-Bit-Hardware ist auf dem PC eine zwingende Voraussetzung, um in Photoshop mehr als 4 GB RAM anzusprechen.
Wenn Sie auf 64-Bit-Systemen mehr als 4 GB zur Verfügung haben, dann lagert Photoshop die Auslagerungsdatei zur Performance-Verbesserung ins RAM aus anstatt sie wie sonst üblich auf die Festplatte zu schreiben. Damit schalten Sie ein paar Gänge hoch in den Turbomodus.
In der Praxis können Sie mit bis zu 8 GB Ihre Arbeit deutlich beschleunigen. Voraussetzung hierfür ist, dass Ihre Dateien hinreichend groß sind; digitale Fotos aus professionellen Canon-, Nikon oder Hasselblad-Kameras oder hoch aufgelöste Scans erfüllen diese Voraussetzung. Wenn Sie jedoch lediglich mit kleinen Grafiken in Web-Auflösung arbeiten, dann ist es für die Performance völlig unerheblich, ob Sie Ihrem Photoshop-Arbeitsplatz 4 oder 8 GB RAM spendieren.
Wollen Sie jederzeit zuverlässig wissen ob Sie mit der maximalen Effizienz arbeiten, also ohne Daten aus dem RAM in die Auslagerungsdatei verschieben zu müssen, dann sollten Sie die Effizienz-Anzeige im Blick behalten (siehe dazu den Workshop „Effizienz ermitteln“).
GPU-Leistung ausreizen
Windows-Anwender finden auf der Webseite der beiden führenden Grafikkartenhersteller aktuelle Treiber, mit deren Hilfe Sie Ihrer existierenden Grafikkarte zusätzliche Leistung entlocken können. Mac-Anwender bekommen neue Grafikkartentreiber bei Verfügbarkeit über die Funktion „Softwareaktualisierung….“ aus dem Apfel-Menü. Sie fahren aber noch besser, wenn Sie etwaige Aktualisierungen nicht als so genannte Delta-Updates über direkt von Apple manuell herunterladen und selbst installieren.
Auslagerungsdateien (Swap-Speicher)
Seine Auslagerungsdateien legt Photoshop CS4 auf dem Bootlaufwerk an. Falls Ihr System über mehrere interne Festplatten oder noch besser ein RAID-System verfügt, gewinnt Photoshop an Leistungsbereitschaft, wenn Sie dem Programm für Auslagerungsdateien ein internes Volume bereitstellen, auf dem sonst keine andere Software schreiben darf.
Darüber hinaus kann es helfen, die Swap-Dateien des Betriebssystems optimal einzurichten, denn auch diese liegen standardmäßig auf dem Startlaufwerk. Unter Mac OS X haben Sie auf die Anzahl und Größe der Auslagerungsdateien des Betriebssystems leider keinen Einfluss (es sei denn, Sie möchten Sich auf eine extrem umständliche Prozedur einlassen); der Mach-Kernel wählt für Sie automatisch die passenden Werte. Unter Windows, insbesondere bei den älteren Windows-Versionen XP und Vista, hilft hier noch manuelles Feintunen durchaus (die benötigte Einstellung unter Windows Vista finden Sie in den Systemeigenschaften im Reiter „Erweitert“, Schaltfläche „Einstellungen“ im Abschnitt „Leistung“).
Virtueller Speicher… nicht mehr auf der Festplatte
Virtueller Speicher in Photoshop CS4 bedeutet allerdings nicht automatisch Auslagerungsdateien auf der Festplatte. Wann immer Sie Photoshop CS4 in 64 Bit nutzen und mehr als 4 GByte in Ihrem Windows-PC zur Verfügung haben, nimmt sich das Programm Ihr brachliegendes RAM und nutzt es intelligent als schnellen virtuellen Speicher. Erst wenn Sie extrem an die Grenzen eines PCs mit gehen wollten, z.B. mit einem 300 MByte-Bild mit 1.000-Protokollschritten, dann gibt auch Photoshop CS4 nach und bedient sich des virtuellen Speichers auf dem hoffentlich schnellen Arbeitsvolume.
Cache und Protokolle
Die Leistung von Photoshop können Sie auch mit den Optionen im Abschnitt „Verlauf und Cache” in „Voreinstellungen > Leistung“ beeinflussen.
Je mehr „Protokollobjekte“ Sie in Anspruch nehmen desto mehr Speicher benötigt das Programm. Je mehr Cache-Stufen Photoshop speichert, umso schnelleren Bildaufbau können Sie genießen.
Falls Sie primär mit großen Photoshop-Dateien arbeiten, die viele Ebenen enthalten, sind Sie am besten bedient, wenn Sie Photoshop großzügig Arbeitsspeicher zuteilen („Voreinstellungen > Leistung > Leistung > Speichernutzung“) und gleichzeitig die Anzahl der Caching-Stufen vom Standardwert auf mindestens acht erhöhen.
Sollten Sie hingegen überwiegend mit vielen kleinen Dateien arbeiten, wie diese z.B. bei Webdesignern vorkommen, dann sollten Sie die Caching-Stufen vom Standardwert auf „4“ verringern, um die Photoshop-Leistung zu optimieren.
Photoshop-Effizienz ermitteln
Um sicherzustellen, dass Sie in Photoshop nicht mit angezogener Handbremse arbeiten, gehen Sie wie folgt vor.
Schritt 1. Bild öffnen
Öffnen Sie mit dem Befehl „Datei > Öffnen…“ ein Bild in einer für Ihre Arbeit typischen Dateigröße, am besten eine Photoshop-Datei aus einem konkreten Projekt. Am linken unteren Fensterrand zeigt Ihnen Photoshop nützliche Informationen über das aktuelle Bild, zum Beispiel die Dateigröße.
Schritt 2. Effizienzanzeige einblenden
Klicken Sie jetzt auf das kleine schwarze Dreieck in der unteren Fensterleiste, um ein Drop-Down-Menü links unten am Fensterrand aufzuklappen, und wählen Sie daraus den Eintrag „Einblenden > Effizienz“.
Schritt 3. Effizienz messen und beobachten
Werfen Sie jetzt einen Blick auf den angezeigten Effizienz-Wert. Im Idealfall sehen Sie den Eintrag: „Effizienz: 100%“; in diesem Fall brauchen Sie keine weiteren Schritte zu unternehmen. Sie können mit Photoshop wie üblich arbeiten; wenn Sie ggf. mehrere sehr große Bilder gleichzeitig öffnen und bearbeiten wollen, behalten Sie den Effizienzwert im Auge. Sollte der Wert einmal unter 100% fallen, befolgen Sie alle Schritte aus dem Workshop „Speicherzuteilung optimieren“.
Photoshop-Speicherzuteilung optimieren
Um aus Photoshop die maximale Leistung „heraus zu kitzeln“, gehen Sie wie folgt vor.
Schritt 1. Voreinstellungen für die Photoshop-Leistung aufrufen
Mit dem Befehl „Voreinstellungen“ aus dem Menü „Bearbeiten“ (auf dem PC) oder aus dem Programmmenü (auf dem Mac) öffnen Sie ein Dialogfenster und wechseln Sie hier zum Eintrag „Leistung“.
Schritt 2. Reservierten Speicher festlegen
Im Bereich „Leistung > Speichernutzung“ zeigt Ihnen Photoshop den verfügbaren Arbeitsspeicher, z.B.:
Verfügbarer RAM: 7204 MB
und empfohlene Werte für reservierten Speicher (den maximalen Speicher, über den Photoshop nicht hinaus gehen darf):
Idealer Bereich: 3960-5184 MB
Um dem Programm reservierten Speicher zuzuteilen, tragen Sie den gewünschten Wert in das Eingabefeld ein oder nutzen Sie einfach den Regler. Auf einem 32-Bit-System, welches über hinreichend mehr RAM verfügt als Photoshop erkennen konnte, können Sie u.U. sogar an den Anschlag gehen (je nachdem, wie viel Speicher Sie für andere Applikationen benötigen). Auf einem 64-Bit-System in einem ähnlichen Szenario können Sie die Speicherzuteilung ebenfalls auf knapp unter 100% bringen; Photoshop kann in diesem Fall auch auf den übrigen Speicher als schnellen Cache zugreifen.
Schritt 3. Photoshop neu starten
Starten Sie Photoshop neu.
Schritt 4. Effizienz messen
Wiederholen Sie jetzt die Arbeitsschritte 1 und 2 aus dem Abschnitt „Effizienz ermitteln“ (oben). Falls der Effizienz-Faktor immer noch kleiner als 100% ausfällt, müssen Sie entweder den von Photoshop reservierten Speicher etwas senken (z.B. auf 70-75% statt knapp unter 100%) oder mehr RAM-Speicher einbauen.
Nicht genug RAM: Speicher freigeben
(Entleeren.tif) Sollte sich Photoshop CS4 einmal über zu wenig Speicher beschweren, können Sie sich kurzfristig mit Befehlen aus dem Menü „Bearbeiten > Entleeren“ Abhilfe verschaffen. Mit dem Befehl „Rückgängig“ können Sie die Rückgängig-Schritte löschen. Der Eintrag „Zwischenablage“ leert das Klemmbrett. Der Eintrag „Protokolle“ entfernt den Inhalt der Protokollpalette (mit der Ausnahme der Schnappschüsse). Falls der Eintrag „Entleeren” im Menü „Bearbeiten“ wider Erwarten ausgegraut sollte, gibt es momentan (noch) nichts zu entleeren, weil Sie z.B. Photoshop gerade beendet und wieder neu gestartet haben.
Tipps für Photoshop-Performance auf dem PC
Windows-Anwender können Photoshop zur höheren Leistung verhelfen, indem sie diese Tipps umsetzen.
1. Achten Sie darauf, dass Photoshop nicht das jenige Arbeitsvolume nutzt, auf dem Windows bereits seine Auslagerungsdateien schreibt, denn das verlangsamt die Zugriffe.
2. Überprüfen Sie, ob Photoshop die Option „OpenGL aktivieren“ in den Einstellungen des Programms im Abschnitt „Leistung“ für Sie aktiviert hat. Ist es nicht der Fall, so bietet Ihre Grafikkarte die benötigte Unterstützung für OpenGL 2.0 und Shader Model 3.0 nicht. Damit Photoshop die GPU Ihres Systems nutzen und dadurch Ihre CPU(s) entlasten kann, müssen Sie Ihre Grafikkarte durch ein unterstütztes Modell ersetzen.
3. Aktualisieren Sie Ihren Grafikkartentreiber auf die neuste verfügbare Version. Den benötigten Treiber für Grafikkarten von Nvidia finden Sie unter:
http://www.nvidia.de/page/products.html
Aktuelle Treiber für ATI-Grafikkarten stehen Ihnen auf der deutschen AMD-Webseite zum Download bereit:
http://www.amd.com/de/Pages/AMDHomePage.aspx
Fazit
Wenn Sie heute das Optimum mit Photoshop CS4 aus Ihrem Windows PC herausholen wollen, dann ist ein 64-Bit-kompatibler PC eine zwingende Voraussetzung. Analoges gilt auf dem Mac. Auch hier sollten Sie entweder einen gebrauchten 64-Bit-Mac oder ein aktuellen Mac verwenden. Wobei Sie von der 64-Bit-Architektur, zumindest auf dem Mac erst in künftigen Photoshop-Versionen Nutzen ziehen werden können. Außerdem sollten Sie darauf achten nicht einen Mac mit einem auf dem Board integrierten Grafikchip zu wählen, sondern sinnvollerweise eine dedizierte Nvidia- oder ATI-Grafikkarte (vorzugsweise ab 512 MB VRAM).